Stell dir vor, du gehst kurz hinten aus dem Haus raus, rein ins Gewächshaus, erntest ein bisschen Salat, ein paar Tomaten und drei Barsche, gehst wieder rein und bereitest das Essen vor. Der Reis kocht schon.
Das hört sich vielleicht futuristisch an, ist aber schon gegenwärtig, nennt sich Aquaponics und ist eine kombinierte Fisch- und Pflanzenzucht. In diesem Artikel möchte ich dir das Auqaponics-Projekt von Leif und Stephan vorstellen, die dieses in einem Hinterhof in Rostock verwirklichen. Ich finde es ist ein super Beispiel dafür, wie nachhaltige Fischzucht und Pflanzenanbau funktioniert und wie es auch schon jetzt in unseren Hinterhöfen damit losgehen kann.
Zuerst aber einmal:
In english..
This scenario might sound futuristic for you, but it is already at present. It is called Aquaponics, and it is a combined fish and plant cultivation. In this article, I want to introduce you to the aquaponics project of Leif and Stephan, who are realising aforementioned in their backyard in Rostock. I think it is an excellent example of sustainable fish breeding and plant cultivation that is working and which we can already implement and start in our backyards
Firstly though:
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Was ist Aquaponic und wie funktioniert das
Das Wort Aquaponic ist eine Zusammensetzung aus Aquakultur, der kontrollierten Fischzucht und Hydroponics, dem Anbau von Pflanzen in nährstoffreichem Wasser ohne Erde.
Alleinstehend bürgen beide diese Systeme einige Nachteile, die beim zusammenfügen zu Aquaponik zu Vorteilen umgewandelt werden.
Bei der Aquakultur entsteht zum Beispiel durch die Exkremente und Futterreste der Tiere ein Nährstoffüberschuss, welcher der Kultur wieder entzogen werden muss. Dies Geschieht meist durch das ersetzen eines Teils des benutzten Wassers durch frisches Wasser, dadurch ensteht ein hoher Wasserverbrauch. In der erdlosen Pflanzenzucht muss das Wasser in dem die Pflanzen wachsen mit Nährstoffen angereichert werden und diese müssen dazu extra gekauft werden.
In einer Aquaponics-Anlage ernähren sich die Pflanzen durch die Nährstoffe die von den Wasserlebewesen abgegeben werden und reinigen zusätzlich das Wasser. Das zusammenfügen der Aquakultur und der Hydropnics ergibt somit eine symbiotische Lebensgemeinschaft aus Fischen und Pflanzen. Noch sind die Stickstoffverbindungen jedoch nicht ausreichend für die Pflanzen verfügbar. Deshalb gehören zu einem funktionierendem Aquaponics System noch jede Menge Bakterien, die an verschiedenen Medien und Orten im System leben und das Ammoniumhaltige Wasser über Nitrit zu Nitrat umwandeln, welches dann von den Pflanzen verwertet werden kann.
Aquaponics Anlagen haben viele Vorteile und erweisen sich als besonders nachhaltig. Zum Beispiel können hier Pflanzen und Fische zusammen auf extrem geringem Platz gezüchtet werden, da vertikal gestapelt werden kann (Fische unten und Pflanzen oben). Zudem sind Aquaponic-Anlagen eine super Wahl für Gebiete mit kontaminierten Böden, da sie ohne Erde funktionieren. Es werden nur ergänzende Düngemittel benötigt (manche Mikronährstoffe wie z.B. Eisen fehlen im Fischfutter) und sie ermöglichen regionalen und nachhaltigen Fischkonsum in Gebieten, die weit weg von Gewässern sind. Aquaponics Systeme haben Dank der geschlossenen Wasserkreisläufe einen extrem geringen Wasserverbrauch.
Ein weiterer Vorteil dieser kombinierten Fisch und Pflanzenzucht ist die systemeigene co-Abhängigkeit von verschiedensten Bakterien im Wasser. Deshalb ist nämlich eine Nutzung von Antibiotika, wie sie in Hydroponic-Anlagen häufig zum Einsatz kommt, schlichtweg unmöglich, denn die Bakterien würden dabei einfach sterben.
In english..
Alone standing, both these systems feature some disadvantages that are being converted into advantages once merged in an aquaponics system. To make this more clear let’s look at some problems that turn in to advantages in aquaponics. In aquaculture, for example, the excrements and food remain of the animals in the system lead to nutrient excess, which then, in turn, has to be removed from the culture. The removal usually happens by exchanging some of the polluted water with fresh water. The result is high water consumption On the other hand water in hydroponics has to be enriched with the nutrients for plant growth, and these nutrients have to be bought for this specifically.
In an aquaponics system, the plants feed on the nutrients which the living beings in the system dispense. Additionally, the plants cleanse the water. The merging of both, aquaculture and hydroponics, consequently yields in a symbiotic cohabitation. For the plants to use the nitrogen compounds from the fish excrements, various bacteria are encouraged to colonize different media and locations in the system. These bacteria convert the ammonium containing water over nitrite to nitrate, which then can be utilized by the plants.
Aquaponic systems hold many advantages and prove to be particularly sustainable. One example is that plants and fish can be cultivated in small spaces because growing areas can be stacked vertically (fish in tanks below and plants above). Additionally, aquaponic systems are an excellent choice for areas with contaminated soil, as they function without earth. Other arguments are the limited use of fertilizers (only some micro nutrients as iron are missing in the fish food) and the possibility of regional fish consumption in areas far away from natural water bodies. Thanks to the closed water cycles aquaponic systems have very low consumption of water.
Another advantage of this combined fish and plant cultivation is the systems intrinsic co-dependency to several kinds of bacteria in the water. This characteristic makes the use of antibiotics, which are often applied in hydroponic installations, simply impossible. The reason is that the necessary bacteria would just die if antibiotics were being used.
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SOLVE und Backyard Aquaponics
Ich habe Leif und Stephan auf einer Geburtstagsparty eines gemeinsamen Freundes letztes Jahr kennengelernt und Leif erzählte mir von Ihrem Projekt. Leif war so begeistert als er mir davon berichtete sodass er mich sogar fast davon überzeugte Fische in unseren eigenen Teich zu setzen. Am Ende verabschiedeten wir uns mit der Einladung, dass ich sie mal besuchen sollte. Was ich dann dieses Jahr auch endlich getan habe. Ich hatte schon öfter von Aquaponics gehört und auch schon einmal eine kleine recht provisorische Anlage gesehen und wollte mir unbedingt ansehen wie die Beiden es verwirklicht haben.
Angekommen in der Budapester Strasse führte mich Leif durch das verwinkelte WG-Haus mit viel Kunst an den Wänden. Draußen im Hof wachsen Gemüse, Salate, stehen Hochbeete und das Aquaponics Gewächshaus in der Mitte. Bevor mir Leif und Stephan bei meinem Besuch alles gezeigt haben, gab es einen Salat aus dem Garten, den wir auf dem gemütlichen Sitzpodest, zusammen mit den Mitbewohnern aßen. Backyard Auqaponics ist das erste Projekt welches im Rahmen von SOLVE gestartet wurde. SOLVE ist ein Gemeinschaftsvorhaben, gegründet von Leif, Stephan und Henning (der in Göttingen wohnt) und der Leitfaden befindet sich direkt im Namen, nämlich [S]ustainability, [O]rganic, [L]ifestyle, [V]itality and [E]ducation. Für das weiterentwickeln von SOLVE suchen die Drei noch ein drei Hektar großes Gelände in Mecklenburg Vorpommern und interessierte Mitwirkende, um dort DIY-Kurse, Werkstätten, Kunst, Events, Öko-Landwirtschaft und natürlich noch mehr Aquaponics zu verwirklichen. Stephan und Leif wollen dabei den Aquaponics Bereich übernehmen.
In english..
As I arrived at the Budapester Street, Leif guided me through the contorted community rooms with lots of art on the walls. Outside in the backyard there grow vegetables, salads, there stand raised garden beds and the aquaponics greenhouse in the middle. Before showing me everything in detail, we had a garden salad together with their flatmates, which we ate on the self-built seating platform. Backyard aquaponics is the first project developed within the framework of SOLVE. SOLVE is a community project, founded by Leif, Stephan and Henning (who lives in Göttingen right now). The guidelines of the project are directly in the name; [S]ustainability, [O]rganic, [L]ifestyle, [V]itlity and [E]ducation. For the further development of SOLVE the three are in search of a three-hectare site in Mecklenburg Vorpommern. They also search for interested contributors to realize DIY courses, Workshops, events, organic agriculture and more aquaponics. Stephan and Leif will take on the aquaponics field.
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Die Beiden haben das 12qm große Gewächshaus selbst entworfen und dabei den Fenstermaßen einer großzügigen Fensterspende eines Ortsansässigen Tischlers angepasst. Was ich super interessant fand und vorher noch nicht kannte ist die Konservierungstechnik, die sie für das Holz benutzt haben. Und zwar haben sie das Holz mit Leinöl und Buchenholzteer konserviert. Eine alte Technik die günstig und gleichzeitig frei von Schadstoffen ist. Das einzige Manko was mir berichtete wurde sei, dass der Garten nach der Holzbehandlung zwei Wochen lang geräuchert gerochen habe. Zusammen mit Familie, Freunden und Bekannten ist über privates Crowdfunding genug Geld und Hilfe zusammengekommen um nach 1,5 Jahren Bauzeit das Projekt dieses Jahr in Betrieb zu nehmen.
In english..
Together with family and friends, a private crowd funding gathered enough money to get the project operating this year, after 1,5 years of building it.
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Der Aufbau des Systems
Im SOLVE Aquaponics System befinden sich zwei Fischtanks, eine Deep-water-Kultur (das heisst auch Floßtechnik, dabei schwimmen die Pflanzen auf einer Insel und die Wurzeln sind mit dem Wasser in Berührung) und ein Gravelbecken (ein mit Kies gefülltes Pflanzbecken), welches mit einem Ebb-Flow-Cycle in einem bestimmten Rhythmus regelmäßig geflutet wird. Das Wasser wird an verschiedenen Partikelfiltern und einem Biofilter, sowie von den Pflanzen selbst gefiltert. Die für die oben schon beschriebene Nitrifikation zuständigen Bakterien, siedeln sich überall dort im System an, wo sie die richtigen Bedingungen finden und wandeln dort das ammoniumhaltige Wasser in nitrathaltiges um, dass dann von den Pflanzen genutzt werden kann.
In english..
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Das Wasser im System läuft in zwei Kreisläufen am Ende im Pumpensumpf zusammen. Ein Kreislauf ist der “Fischkreislauf”, der das Wasser des Fischtanks durch verschiedene Filter, dem Vortexfilter (einem grobem Partikelfilter durch Sedimentation), ein Becken mit Filterbürsten (was einen feineren Partikelfilter darstellt) und durch einen Biofilter (ein Rieselfilter mit Glasschaumschotter) pumpt und dann wieder in den Pumpensumpf führt. Der zweite Kreislauf ist der “Pflanzenkreislauf”, bei dem das Wasser aus dem Pumpensumpf in beide Pflanzenbecken (Raft und Gravel Becken) und dann wieder zurück in den Pumpensumpf fließt.
In english..
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Die Bewohner des Systems
Als ich die beiden besucht habe, wurden gerade die Tomaten ins Gravel Beet gesetzt und es wuchsen auch schon Salate auf dem Raft. Ich folge dem Projekt auf Facebook und bekomme nun regelmäßig zu sehen, was da alles Neues passiert. Mittlerweile wachsen in den Pflanzbecken auch Chilis, Basilikum, Tomaten, Paprika, Melone, Kohl und Tabak.
In english..
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Nach und nach werden nun auch die Fischtanks mit verschiedenen Bewohnern ausgestattet. Aktuell leben gerade 25 Tilapa Babies (die sind am Anfang nur 8mm groß), zwei australische Flusskrebse und zukünftig auch Kangalfische aus der Türkei (dem Kangal) im System. Die Kangalfische sind Knabberfische die für hautmedizinische Therapien eingesetzt werden können und ihr wissenschaftlicher Name ist garra rufa. Gefüttert werden die Tiere von Leif und Stephan mit dem was für die jeweilige Tierart am besten passt. Die Krebse mögen zum Beispiel gerne Gurke und Spinat, Tilapien kann man auch mit Gemüseresten Füttern. Längerfristig wollen Leif und Stephan kein konventionellen Futter füttern, da sie dieses ökologisch kritisch sehen. Häufig ist konventionelles Fischfutter zu 20-40% mit Fischmehl versetzt. Solche tierischen Eiweisse lassen sich prima durch Insekten ersetzten und deshalb ist ein längerfristiges Ziel eine Insektenfarm an die Aquaponik Farm anzuschliessen. Das würde sowohl den Umwelteinfluss verringern und die Kosten für konventionelles Futter senken.
Mit einem Master in Aquakultur (das kann man in Rostock studieren), bringen Stephan und Leif eine gewisse Expertise in dem Feld der Fischzucht mit, sie versicherten mir aber, dass das errichten so einer Anlage auch für einen Laien wie mich möglich wäre.
Bevor es jetzt zum Interview geht möchte ich noch erwähnen, dass Backyards Aquaponics für mich eine weitere Inspiration ist dem eigenen Interesse zu folgen und einfach zu “machen”. Leif hat durch das Projekt zum Beispiel seinen jetzigen Arbeitgeber kennengelernt und arbeitet nun bei der fraktale GmbH wo er mithilft eine größere Aquaponic Anlage zu entwickeln. Stephan sucht gerade einen Halbtagsjob, um sich den Rest der Zeit mit Aquaponik beschäftigen zu können. Am meisten interessiert Ihn der Aufbau von Aquaponikanlagen für die Versorgung von Gemeinschaften (Kommunen, Hausgemeinschaften) oder zur Erweiterungen von solidarischen Landwirtschaften.
In english..
With an MSc in aquaculture (which you can study in Rostock), both Leif and Stephan bring a particular expertise in the field of fish breeding. However, they assured me I as a layperson would be able to establish an aquaponics system.
Bevor we continue with the interview I want to emphasise how Backyard aquaponics is another inspiration for me to follow my interest and to simply „do“. Through developing the project, Leif got to knew his new employer, the Fraktale GmbH, where is now helping develop a bigger aquaponics facility. Stephan is in search for a part time job, to spend the rest of his time with aquaponics. His main interest is in developing aquaponic systems that supply communities and aquaponics to expand community supported agriculture.
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Interview
Was war eure Inspiration das Backyard Aquaponics Projekt zu starten? Gibt es dazu eine Geschichte?
Stephan: Schon in meinem Freiwilligendienst als Nationalparkbetreuer bei der Schutzstation Wattenmeer auf der Hallig Hooge habe ich über die Überfischungsproblematik aufgeklärt und gerne über Aquakultur diskutiert. Aus der persönlichen Verbindung zum Meeresnaturschutz sind mir nachhaltige Aquakulturverfahren ein besonderes Anliegen. Am ersten Tag unseres Aquakultur Studiums kamen Leif und ich ins Gespräch und fanden sofort heraus, dass wir aus den gleichen Gründen dieses Studium begonnen hatten. Aquaponik. Wir haben viele Abende zusammen gesessen. Manchmal gab es sogar selbstgeangelten Fisch von Leif. Wir haben uns viel über Aquaponikanlagen unterhalten und uns Konzepte ausgedacht. Als wir dann zusammen wohnten und den Garten im Hinterhof hatten, konnten wir nicht anders. Die Theorie musste in die Praxis umgesetzt werden.
Leif: Bei mir waren es Hummeln im Arsch und der Garten mit Platz. Also= Backyardaquaponik 😉 Gibt es dazu eine Geschichte? Ich habe mich seit etwa 2007 für Aquaponik interessiert und mit Freude die Entwicklung beobachtet und in einem Aquaponik-Workshop auf Island Kontakte geknüpft. Im Rahmen des Studiums stand ein Praktikum an, welches ich gern selbstbestimmt durchführen wollte mit der Gewissheit: Learning by Doing.
So ein Projekt instand zu halten und weiterzuentwickeln braucht meiner Erfahrung nach ein gewisses Durchhaltevermögen. Wie erlebt ihr das? Woher kommt eure Motivation weiter zu machen?
Stephan: Meine Motivation ist es Teil der grünen Revolution zu sein und ein Umdenken in der Landwirtschaft zu vermitteln. Kreisläufe müssen geschlossen werden. Aquaponik veranschaulicht dieses Kreislaufwirtschaften, es arbeitet mit und nicht gegen die Natur (keine Chemie, kein Antibiotika) und ermöglicht nebenbei einen effizienten Gemüseanbau und lokal gezüchteten Fisch. Mich motiviert eine Aquaponikanlage in eine nachhaltige Landwirtschaft zu integrieren. Aquaponik kann das Angebot mit Fisch und einer ganzjährigen Gemüseproduktion erweitern oder einer Hofgemeinschaft zu mehr Autarkie verhelfen. Eine Aquaponikanlage ist zudem eine echte Besucherattraktion. Sie ermöglicht nicht nur Kundenakquise sondern auch die Umsetzung eines Bildungskonzeptes mit Kernthemen wie die Überfischung, lokale umweltschonende Lebensmittelproduktion und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen
Leif: Pflanzen und Tiere sind für mich Herzerfüllend. Die Erfahrung kommt von allein, wenn man grundsätzlich bemüht ist, dass es den Fischen und Pflanzen gut geht. Das Schlimmste war die lange Bauzeit von 1,5 Jahren ohne Fische 😉 Das lag an Material(Geld-)mangel. Aber es gibt in unserem Haus keinen Grund lange griesgrämig reinzuschauen, weil es immer jemand schafft einen zum Lachen zu bringen 😉
Was gefällt euch am besten an dem Projekt?
Stephan: Es macht unglaublich Spaß das gelernte Verständnis über biologische Prozesse und Ökosysteme direkt anzuwenden. Mit unserer Aquaponik tun wir nichts anderes als ein Ökosystem so gut wies es geht nachzuahmen. Das System wird im Vergleich zu Monokulturen stabiler und resistenter gegen Ernteausfälle durch Krankheiten. Sollten doch mal Probleme auftreten geht es auf die Suche nach biologischen Lösungen. Wie z.B. das Bekämpfen von Blattläusen mit Marienkäfern.
Leif: Fische, Pflanzen, Wasser, mitarbeitende Menschen, nachhaltiges Wirtschaften und Anderen etwas beibringen.
Was war bis jetzt eure größte Challenge und wie habt ihr sie bewältigt?
Leif: Das Dach dicht zu bekommen. Haben wir noch nicht geschafft.
Was ist eure Einschätzung nach den ersten Erfahrungen die ihr gemacht habt; Eignet sich Aquaponics für den Hinterhof und wieso?
Stephan: Wenn ich mir die Hinterhöfe hier in Rostock anschaue, sehe ich in den meisten Fällen nur Rasen oder Beton. Ist es nicht eine wunderbare Vorstellung, wenn diese Hinterhöfe genutzt würden, um eigenes Gemüse anzubauen und so etwas unabhängiger von Supermärkten zu sein? Die meisten Menschen haben allerdings wenig Zeit dafür, weil sie Geld verdienen müssen. Es wäre schön, wenn die Anwohner solcher Hinterhöfe neben ihrer regulären Arbeit auch noch Zeit hätten gärtnerisch aktiv zu werden. Bei einer gut eingelaufenen Aquaponikanlage ist der zeitliche Aufwand relativ gering. Im Vergleich zum Gemüseanbau im Boden entfällt in einer Aquaponikanlage das Wässern der Pflanzen, das Unkrautjäten und der Kampf gegen Schädlinge wie z.B. Schnecken. Es muss zwar täglich nach dem Rechten geschaut werden, weil man ja die Verantwortung für die Tiere besitzt, aber es sind meist weniger als 20 Minuten täglich, die man in der Anlage verbringen muss. Wenn wir beide grade nicht in Rostock sind kann die Verantwortung problemlos einem anderen Hausbewohner übertragen werden. Neben dem verhältnismäßig geringen Arbeitsaufwand gelingt mit Aquaponik auf kleiner Hinterhoffläche einen sehr effizienter Anbau von Gemüse, Kräutern und Fisch. Die laufenden Kosten unserer Aquaponikanlage sind zudem auch überschaubar. Es sind v.a. Futter und Strom. Unsere Anlage kostet uns 5€ die Woche Strom und das BioFutter kostet circa 1,30€/kg. Im idealsten Fall können wir aus 1kg Trockenfutter auch ein 1kg Frischfisch erzeugen!
Ja, zur Aquaponik im Hinterhof!
Leif: Gerade ja, weil wir es nur sehr schwer schaffen bei den Dumpingpreisen für Gemüse mitzukommen. Große Anlagen, die aufgrund einer benötigten Überzeugungskraft gegenüber Investoren natürlich auch High-Tech sein müssen, rentieren sich eher nicht. (Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass Fische lieber weggeworfen wurden, anstatt den Kilopreis um 2 Euro zu senken. Das schade dem Hochpreisimage.) Wenn sich in dem System ein Gleichgewichtszustand eingerichtet hat, ist eine Anlage mit anspruchslosen Fischen und Pflanzen sehr einfach zu pflegen und man hat viel Freude und kann viel über Fische und Pflanzen lernen. Auch ist der Kreativität bezüglich des Systemdesigns keine Grenze gesetzt. Man kann auch mit relativ einfachen Mitteln und einer leichten handwerklichen Begabung selbst eine Anlage errichten.
Welche Bücher oder Websites zum Thema könnt ihr empfehlen?
Stephan:
- Ein stellenweise etwas kitschiges Video, aber es erklärt Aquaponik sehr schön und es ist eine Farm die eine schöne Größe hat und auch einen Polykulturansatz verfolgt (Also beispielsweise Shrimps in der deepwater culture züchten) und trotzdem kommerziell arbeitet.
- Gute Einsteigerlektüre: Aquaponic Gardening: A Step-by-Step Guide to Raising Vegetables and Fish Together
Leif:
Gibt es noch etwas, dass ihr den Lesern dieses Artikels gerne noch mitgeben möchtet?
Leif: Kauft kein Gemüse im Supermarkt! Baut mehr Aquaponikanlagen!
hier findet ihr SOLVE Backyard Aquaponics Facebook Seite
Wendet euch an die beiden, wenn ihr Interesse an oder Infos zur Gründung von SOLVE habt.